Diverses:Der Löwe mit dem Dichterherz: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 5. Januar 2010, 18:38 Uhr
Ein Tag aus derselben eintönigen Umgebung, derselbe monotone Tagesablauf.
Einzig und allein die Gesichter der Besucher änderten sich von Tag zu Tag, nicht aber ihr Verhalten: primitiv starrten Sie mit weit aufgerissenen Augen in den Käfig um einen Blick auf das majestätische Innenleben zu werfen, das dort sein tristes Dasein fristete.
Die kleine Klappe in der Stahltüre sprang mit dem vertraut quietschenden Geräusch auf, und das Futter wurde hineingeschoben. Wahrscheinlich von P.. Ein liebenswerter Kerl, der ihn schon seit seiner Kindheit umsorgte.
„Heute gibt es etwas besonderes“, hörte er P. sagen. „Dichterherz, ganz frisch rein bekommen“, ließ P. verlauten. „War wohl nicht allzu beliebt“, lachte er beim weggehen.
Fleisch ist Fleisch, dachte er sich, und machte sich hungrig daran, das saftige Stück zu verschlingen. Er spürte Ihre gaffenden Blicke auf sich lasten, doch es machte ihm nichts aus. Er was es gewohnt, er kannte es nicht anders.
Dann, mit einem mal, änderte sich alles. Die Sichtweise war plötzlich eine andere; er kannte das von irgendwoher, P. war vor ein paar Jahren einmal ein Missgeschick unterlaufen, er hatte ihm, statt seiner Medizin versehentlich Tabletten seines Privatvorrats ins Futter gemischt,
danach war ihm auch alles bunter und fröhlicher vorgekommen, doch dieses Mal war es ein anderes Gefühl. Es war klarer. Er mochte es.
In den folgenden Wochen, hatte er die schönste Zeit seines noch jungen Lebens. Er wusste Geschichten zu erzählen, von fremden Ländern und Bräuchen, von denen er selbst noch niemals gehört hatte, die anderen Tiere hingen ihm an den Lippen und lauschten jedem seiner Worte.
Er war nun nicht mehr die furchteinflössende Bestie, für die er gehalten wurde, er war beliebt und das gefiel ihm.
„Es muss mit diesem Dichterherz zusammenhängen“, dachte er sich.
Die Tage verstrichen und so glücklich er anfangs mit seiner neu erlangten Gabe auch gewesen war, so unglücklicher wurde er damit nun mit jedem weiteren Tag. Er verspürte eine Sehnsucht nach Freiheit und fremden Ländern, von welchen er täglich erzählte, die er aber noch nie mit eigenen Augen gesehen hatte.
Er war das eintönige Käfigleben leid, und somit entwarf er einen Plan.
Am folgenden Tag bat er P. um das Herz eines Mathematikers oder Physikers. Er hatte vor, sich mit den daraus erlangten Fähigkeiten, einen funktionierenden Fluchtplan zu berechnen.
„Das wird schwer aufzutreiben sein“, meinte P., „soweit ich weiß, haben solche Menschen kein Herz“, scherzte er.
Es dauerte ihm endlos erscheinende drei Wochen, bis P. ihm ein solches Herz servieren konnte.
„Lass es dir schmecken“, sagte P., „es stammt von einem kürzlich verstorbenen Physiknobelpreisträger.“
Mit großem Eifer und Entschlossenheit vertilgte er das rohe Stück Hoffnung, das dort im dreckigen Boden vor ihm lag.
Noch in der selben Nacht gelang es ihm, den tagsüber entworfenen Fluchtplan in die Tat umzusetzen und in die freie Wildnis zu entkommen, doch als er am nächsten Morgen, in froher Erwartung auf das vor ihm liegende erwachte, war er enttäuscht: nichts war, wie er es aus seinen Geschichten kannte.
Er sah die überwältigend schöne Landschaft und hatte die lang ersehnte Freiheit direkt vor der Nase, doch er konnte sich daran bei weitem nicht so erfreuen, wie er es bei seinen Erzählungen gekonnt hatte.
„Das liegt am Physikerherz“, dachte er sich, und streifte traurig durch die ihm grau erscheinende neue Welt.