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Diverses:Tote Clowns riechen komisch

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Locked.svg Dieser Artikel ist in Arbeit • Letzte Bearbeitung: 21.11.2010

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Meine Name ist Michael Hemmer, doch das ist unwichtig. Alle nennen mich einfach Dirty Mike. Ich verdiene mein Geld als Privatdetektiv und ich bin richtig gut darin. Ich mache nämlich keine halben Sachen. Stirb langsam, gibt es bei mir nicht und nicht nur weil ich ein verdammt guter Schütze bin, sondern weil ich ein Konzept habe. Mein Konzept ist erst schlagen, dann fragen. Und dieses Konzept ist unglaublich effektiv. Man könnte sagen, es hat durchschlagenden Erfolg.

Ein neuer Job

In meinem Büro
Ich sitze in meinem Büro und rauche eine Zigarre. Der Regen trommelt gegen die Fensterscheibe. Schon seit Tagen regnet es fast ohne Unterbrechungen. Die Dattelpalme lässt sogar schon die Blätter hängen. Was für ein Weichei. Das nächste Mal kaufe ich mir einen Kaktus. Ich lege meine Füße auf den Schreibtisch. Aus der Stereoanlage tönt Six Blade Knife von Dire Straits. Ich wippe mit dem Kopf. Es ist eine ruhige Woche. Wenn es nass ist, traut sich das Gesindel nicht auf die Straße. Aber wenn der Regen aufhört, ist die Hölle lös. Aber so lange es regnet, wird nicht einmal ein Sack Reis gestohlen. Und eigentlich bin ich diesen Arschlöchern dankbar. Ich hasse Regen nämlich auch. Die Tür geht auf. Eine junge Frau tritt ein. Sie trögt einen ausladenden schwarzen Hut, dessen Schatten ihr Gesicht bedeckt, Ich ziehe an meiner Zigarre und nehme die Füße vom Tisch. Die Dame setzt sich. Ihr schwarzer Mantel ist nass. Sie hat ein schönen Gesicht, blondes Haar. Ich lache, ziehe an meiner Zigarre, als sie fragt: „Sind Sie Privatdetektiv Dirty Mike?“ „Genau das ist mein Name“ „Man sagt, Sie seinen gut in Ihrem Geschäft“ „Ich bin einer der besten.“ „Wirklich? Dann sind Sie genau der Richtige für mich.“ „Na los, packen Sie aus. Ziehen Sie blank.“ „Ich möchte, dass Sie eine Tasche für mich suchen, die ich verloren habe.“ „Wollen Sie mich verarschen? Ich bin Dirty Mike und kein verdammtes Fundbüro. Taschen finden sogar die Idioten von der Polizei und die machen das gratis.“ „Es ist nicht irgendeine Tasche“ „Nein, es ist die Zaubertasche von Oz! Was kommt als nächstes? Soll ich verlorene Katzen wieder einfangen und Omas über die Straßen bringen? Ist vor meine Tür ein verdammten Schild, auf dem verfickter Samariter oben steht? Nein und das hat auch einen Grund. Weil ich nämlich kein verfickter Samariter bin.“ Ich hasse es wenn man mich verarscht. Ich hasse es fast so sehr wie Regen. Ich ziehe an meiner Zigarre und beuge mich nach vor. Etwas Asche fällt auf mein Sakko. Ich kratze mich an der Wange, atme den blauen Dunst aus und sage: „Sie haben jetzt noch eine Chance mich davon zu überzeugen, dass ich diese verdammte Tasche suchen soll.“ „Ich habe die Tasche nicht verloren. Sie wurde mir gestohlen.“ „Warum sollte ich Ihnen das glauben?“ „Weil in der Tasche eine Halskette im Wert von 125 000 Euro war.“ Ich pfeife, betrachte mein Gegenüber. 125 000 Euro sind nicht wenig. Mir fällt auf, dass meine Gesprächspartnerin blaue Augen hat und ein Blick in ihr Dekolleté verrät mir, dass die Halskette sicherlich einen großen Klunker beherbergt. Eigentlich suche ich nicht nach gestohlenen Taschen. Es ist Zeitverschwendung und bringt kaum Geld. Das Problem ist, eigentlich gehören die meisten gestohlenen Taschen keinen blonden Schönheit und haben außerdem keinen Inhalt, der mehrer zehntausend Euro schwer ist. Des Weiteren habe ich den Eindruck, dass an der Sache etwas faul und zwar gewaltig. Und das macht mich neugierig. Ich lege die Zigarre in den Aschenbecher, lehne mich zurück und erkläre: „Einverstanden, ich suche nach Tasche. Ich verlange fünfhundert Euro pro Tag. Sollten Reisekosten anfallen, müssen Sie diese übernehmen.“ „Einverstanden.“ „Dann erzählen Sie mir mal, wo man Ihnen die Tasche abgeknöpft hat.“ „In der Essiggasse. Es war später Abend, als mein Mann an mir vorbeilief und mir die Tasche stahl. Natürlich habe ich versucht dem Täter zu folgen, aber ich bin mit dem Absatz meines Stöckelschuhs zwischen den Pflastersteinen der Straße hängen geblieben und in eine Pfütze gefallen. Mein Schuh war selbstverständlich hinüber. Meinen Mantel konnte ich naher auch wegschmeißen. Über den Täter kann ich nur sagen, dass er männlich und zwischen 1,70 und 1,80 groß war.“ Ich notiere alle Informationen auf einem kleinen Block und in mir wird der Verdacht, dass etwas nicht stimmt, immer stärker. Ich frage: „Gibt es sonst noch etwas, dass Sie mir sagen müssten? Nicht, dass ich dann an den Eiern aufgehängt in einem Lagerhaus voller Mafiosi lande.“ „Nein, es war nur ein einfacher Taschendieb.“ „Das hoffe ich für Sie. Wie sah, die Halskette den aus? Nicht, dass der falsche Spinner die Radieschien von unten sieht.“ „Wollen Sie ihn umbringen?“ „Nein, aber gelegentlich kommt es zu Komplikationen. In meinem Beruf ist es unmöglich Kollateralschaden zu vermeiden. Gelegentlich heißt es, er oder ich. Und dann entscheide ich mich in der Regel für mich. Also wie sieht die Halskette aus?“ „Die Kette selbst besteht aus Gold. Der Stein vorne ist schwarz.“ Jede zweite verdammte Kette auf der Welt sieht so aus. Soll ich etwa im Internet googeln? Habe ich eigentlich schon erwähnt, dass ich es hasse, wenn man mich verarscht? Die Frau schüttelt den Kopf. Ihr blondes Haar folgt träge der Bewegung. Einige Sekunden später sagt sie: „Es tut mir Leid, aber genauer kann ich sie nicht beschreiben. Und ein Photo habe ich auch nicht.“ „Wie soll ich das verdammte Ding dann finden?“ „Deswegen bin ich zu Ihnen gekommen. Es heißt Sie wären der beste und damit werden Sie es wohl schaffen.“ Verdammt, jetzt versucht mich auch noch bei meinem Stolz zu packen. Gerade, dass sie sich nicht auszieht. Aber ich bin neugierig. Verflucht noch mal, ich bin neugierig. Irgendetwas stimmt nicht und ich will wissen was, deshalb antworte ich: „Ich nehme den Fall an.“ „Danke“ „Ich muss Ihren Namen wissen.“ „Nennen Sie mich Sophie.“ „Und wie soll ich Sie dann erreichen, wenn ich Tasche gefunden habe?“ „Schreiben Sie mir einfach eine SMS.“ „Dirty Mike schreibt keine SMS.“ „Dann komme ich in einer Woche wieder. Sie haben also eine Woche um die Tasche zu finden,“ erklärt Sophie und steht auf. Ohne ein Wort zieht sie ihren Mantel an und Will das Büro verlassen, doch ich frage noch rechtzeitig: „Was ist wenn ich nur die Tasche oder die Halskette finde?“ „Bringen Sie mir die Tasche,“ antwortet sie und verlässt mein Büro. Ich starre meine Dattelpalme an und frage mich, warum sie freiwillig auf die Halskette verzichtet, obwohl diese 125 000 Euro wert ist. Irgendetwas ist faul. So faul wie eine vier Wochen alte Banane. Zuerst erzählt Sophie mir, sie hätte die Tasche verloren, um später zu erzählen, sie wäre gestohlen worden. Das passt einfach nicht zusammen. Das würde sogar ein Polizist bemerken. Sophie weiß eindeutig mehr, als sie zugibt. Aber ich werde es sowie so herausfinden. Unlösbar existiert in Dirty Mikes Wortschatz nicht. Ich werde den Fall lösen. Meine erste Station ist die Essiggasse im ersten Wiener Gemeindebezirk. Ich blicke aus dem Fenster. Es regnet immer noch. Ich hasse Regen. Ich hasse ihn abgrundtief.

Finger oder Information

Mein Maserati 3500 GT. Genauso schnell wie K.I.T.T., dafür um einiges schöner und einem Handschufach passend für eine Flasche Whisky
Wien ist eigentlich eine schöne Stadt. Es gibt gute Restaurants und die Leute sind nicht anbiedernd freundlich. Aber eines an Wien stört mich gewaltig. Obwohl mein Maserati 3500 GT nicht sonderlich groß ist, ist es fast unmöglich einen Parkplatz zu finden. Einerseits weil es haufenweise unfähige Zeitgenossen gibt, die mindestens zwei Lücken verstellen, andererseits weil die Stadtgemeine Wien die Hälfte der Einkünfte für verfickte Halteverbotschilder ausgibt. Mir bleibt also nichts anderes übrig, als in einer überteuerten Parkgarage zu parken und hoffen, dass ich schnell an meine Information komme. Dass ich es schaffen werde, ist klar. Ich steige die Treppen hinauf, verlasse die Parkgarage und trete in den Regen hinaus. Wobei Regen untertrieben ist. Es gießt wie aus Eimern und ich habe Eindruck Gott hat wieder einmal die Toilettenspülung betätigt. Das Wasser perlt von meinem Trenchcoat ab. Welcher noch schwerer wird. Binnen kürzester Zeit ist der Filz meines Hutes feucht. Ich hasse Regen. Wenn ich den verdammten Wichser in die Finger bekomme, der mich zwingt bei Regen das Haus zu verlassen, werde ich ihm zeigen, warum man mich Dirty Mike nennt. Ich gehe Essiggasse entlang. Kein Mensch ist zu sehen. Selbst die Katzen haben sich in ihren Verstecken verkrochen. Einzig ich schlendere wie ein Trottel durch den Regen und warte auf einen Hinweis, auf ein verdächtiges Gesicht. Ich habe zwar wenig Anhaltspunkte, aber das ist kein Problem. Irgendwann komme ich an mein Ziel. Auch wenn es einige Stunden dauern. Mein Konzept versagt nie. Zuerst schlagen, dann fragen. Ein junger Mann kommt mir entgegen. Er trägt einen billigen, gelben Plastikregenschutz. Seine Haare sind zersaust, seine Finger gerötet. Nervös blickt er um, schaut ob ihn jemand verfolgt. Es braucht nur einen kurzen Blick und mein geschultes Auges erkennt, dass es sich um einen potentiellen Verdächtigen handelt.
Ich hasse Regen wie die Pest
In meinem Mantel habe ich eine Beretta mit Hohlspitzgeschossen, zwei Glocks, eine Smith & Wessen, sowie eine Machete. Ich habe nur das nötigste mitgenommen, denn sobald sich mein Trenchcoat mit Wasser vollgesogen hat, wiegt jede Waffe doppelt soviel. Außerdem schränkt eine Uzi in meinem Mantel, meine Bewegungsfreiheit ein. Als der verdächtige neben mir ist, hole ich meine Glock aus dem Mantel, drücke ihn gegen die Hauswand und halte ihm die Waffe unters Kinn. Er fleht: „Mister-“ „Mister am Arsch. Sag mir, wo ist die Tasche?“ „I don’t understand. Please, let-“ „Mir geht das vollkommen am Arsch vorbei. Wo ist die verdammte Tasche oder muss dir erst einen dritten Gehörgang schießen, damit du mich versteht.“ „Please take all my money, but let me go. I can’t speak german.“ „Willst du mich verarschen? Ich hasse es nämlich, wenn man mich verarscht. Weißt du, was mit Leuten passiert die Dirty Mike verarschen? Sie können nur durch ihr Gebiss identifiziert werden.“ „Mister, please let me go.“ Während ich den Druck auf sein Kinn verstärke, kommt mir in den Sinn, dass dieser Wichser vielleicht wirklich kein Deutsch kann. Man liest ja immer wieder in der Zeitung von Ostbanden, die über die Grenzen kommen, stehlen und wieder verschwinden. Doch nicht mit mir. Niemand bestielt Dirty Mike. Ich erkläre: „Listen friendchen. You say me, where the Tasche ist or I shoot your Eier off. Is this klar?” “What do want Mister?” “Last chance, you say me, where the Tasche ist or you will durchs Leben gehen with one Hoden. Is this-“ Aus den Augenwinkel sehe ich, wie eine Mann circa 1,70 groß, dunkel gekleidet die Straße betritt und in mir keimt der Verdacht, dass der Kerl, dem ich meine Glock unters Kinn halte, wirklich unschuldig ist. Ich spüre wie die Wut in mir aufsteigt. Eigentlich liebe ich die Ermittlungsarbeit. Es macht mir Spaß Leute zu befragen und Fälle zu lösen. Aber bei so einem Wetter, würde ich nicht einmal jemanden vor die Tür setzte, der mich verarscht hat. Nicht, dass ich ein Problem damit habe, mit dem falschen gesprochen zu haben – Irrtümer gehören dazu – aber jede beschissene Sekunde, die ich bei diesem strömenden Regen auf der Straße verbringen muss, zehrt an meinen Nerven und Dirty Mike ist nicht für seine große Geduld bekannt. Blitzschnell lasse ich den Touristen los, drehe mich um und fixiere den Mann, der circa 1,70 groß und schwarz gekleidet ist. Mein Trenchcoat wiegt schwer. Ich spüre wie etwas Wasser meinen Nacken hinab fließt. Auf meine Hutkrempe steht vermutlich schon das Wasser. Ohne zu zögern, setze ich mich in Bewegung. Meine Füße rutschen aber mehr über den glitschigen Kopfsteinbelag, als dass sie laufen. Mein linker Fuß versinkt in einer Pfütze. Wasser spritzt auf und benetzt mein Hosenbein. Verdammt, die Hose kann ich wegschmeißen. Schnell stecke ich die Glock in den Mantel und hole meine Machete heraus. Scheiße noch mal, wegen dieses Wichsers ist meine Hose kaputt und dafür wird er büßen müssen. Und für verfickte hosenzerstörende Wichser ist die Glock eindeutig zu human. Leider hat mich der Typ gesehen und nimmt die Beine in die Hand. Anscheinend hat im schon mein Gesichtsausdruck mitgeteilt, dass er – sollte ich ihn erwischen - ein gewaltiges und vor allem ein gewalttätiges Problem hat. Der Regen spritzt mir ins Gesicht. Ich beschleunige meinen Schritt. Die Machete in meiner Hand wackelt. Während ich langsam den Abstand zu meinem Interviewpartner verkleinere, wird mir klar, dass er arm dran ist. Erstens, es regnet, dafür kann er zwar nichts, aber trotzdem bin ich deswegen schlecht gelaunt und irgendeiner bekommt es halt eben, heute ist es er, morgen ist es vermutlich die unfähige Kassiererin von McDonalds. Zweitens hasse ich es jemanden zu verfolgen. Würde er sich das Weglaufen sparen, würde er sich das. Drittens habe ich etwas gegen Kriminelle. Das hat keinen wirklichen Grund. Es ist einfach so. Und viertens, nun ja. Es regnet. Ich stoße den armen Kerl gegen die Wand und halte ihm die Machte unters Kinn. Ich schreie ihn an: „Wo ist die Tasche?“ „Welche Tasche?“ „Willst du mich verarschen. Glaubst du ich steh auf Spielchen?“ „Woher soll ich das wissen. Vielleicht magst du ja Witze?“ „Ich liebe Witze. Kennst du schon? Kriegt ein Wappler eine aufs Maul, weil er versucht hat, Dirty Mike zu verarschen.“ „Schon gut, schon gut. Welche Tasche suchst du?“ Ich hole aus, schlage ihm ins Gesicht. Er geht in die Knie und schreit mich an: „Was ist dein Problem, Mann.“ „Du bist mein Problem. Ich habe gesagt, dass ich keine Märchen hören will. Wo ist die verdammte Tasche?“ „Welche Tasche meinst du, oder glaubst du ich stehle nur eine Tasche pro Jahr.“ „Du stiehlst Taschen?“ Hier zeigt sich wieder einmal mein detektivisches Geschick. Schon die zweite Person, die ich befrage, weiß von der Sache. Leider habe ich vergessen zu fragen, wie die Tasche aussieht und ob es irgendwelche Erkennungsmerkmale gibt. Aber es wird nach so schwer sein, eine verdammte Tasche zu beschreiben. Die sehen so wieso alle gleich aus. Ich hole aus, schlage ihm in den Bauch. Er geht wieder in die Knie und schreit mich an: „Weshalb? was habe ich jetzt schon wieder gemacht.“ „Seien wir ehrlich. Irgendwann wäre das Gespräch zu dem Punkt gekommen, an dem ich dir eine verpasst hätte. Also wo ist die Tasche?“ „Verdammt noch mal, du musst mir sagen wie die verfickte Tasche aussieht. Bin ich ein verfluchter Hellseher oder so was?“ „Die Tasche sieht so aus wie jede andere. Sie ist vermutlich schwarz und man kann etwas hineintun.“ „Jede zweite Tasche, die ich klaue, sieht so aus. Hast du nichts besseres zu bieten?“ „Ich muss keinen Zahnarzt aufsuchen, wenn du mir nicht weiterhelfen kannst. Lass dir was einfallen.“ „Was, verdammt was?“ „Ist nicht mein Problem. Finger oder Information.“ „Du hast echt ein Problem. Ich verkaufe alle Taschen nach Zell am See.“ „Nach Zell am See?“ „Ja. Glaubst du ich kann Taschen, die ich hier klaue, hier verkaufen? Innerhalb einer Woche hätte mich die Polizei hochgenommen.“ „Wie heißt der Typ, dem du die Taschen verkaufst?“ „Mephistopheles“ „Was für ein bescheuerter Name.“ „Stimmt. Kommt glaube ich von einem finnischen Maler.“ „Du verkaufst deine Taschen an einen gewissen Mephistopheles aus Zell am See.“ „Genau“ „Wo finde ich ihn?“ „In einer Bar, die sich Pussy Collection nennt. Wenn du dort bist, musst du nur die richtigen Leute fragen“ „Verarscht du mich?“ „Nein“ „Und komme nicht auf die schwachsinnige Idee zu flüchten, denn-“ „Ich weiß, du hast sechs kleine Freunde, die alle schnelle laufen können als ich.“ „Was? Nein, wenn du flüchtest, war es das Letzte, was du mit deinen Füßen gemacht hast.“ Ich lasse ihn los. Er sieht mich kurz an. Dann läuft er weg, die Straße hinab. Der Himmel hat sich schon verdunkelt. Nicht mehr lange und die Nacht würde hereinbrechen. Ich stecke die Machete zurück und zünde meine Zigarre an. Während ich paffe, plane ich meine nächsten Schritte. Es geht also nach Zell am See. Ich werde meine Koffer packen und abreise. Gemütlich schlendere ich die Straße hinunter und paffe meine Zigarre. Meine Laune ist gut. So gut, dass mir der Regen fast nichts ausmacht. Ich habe eine Spur. Ich habe sie gefunden und mir dabei noch nicht einmal die Finger schmutzig machen müssen, sondern nur ein paar Leute befragt. Man könnte sagen, dass sich Dirty Mike erst aufgewärmt hat.

Von der Abenddämmerung bis zum Morgengrauen

Nun ja, eine Fahrt in meinem Maserati hat meinen Blick auf die Dinge geschärft. Erstens, dass Raststättentoiletten nur etwas für Masochisten und Phlegmatiker sind. Zweitens, dass ich doch nicht so weit bin, wie gedacht. Um genau zu sein, habe ich nichts und auch nur, weil ich den Taschendieb ausgequetscht habe wie eine überreife Orange. Ich suche eine Tasche, deren Aussehen ich nicht kenne, frage einen Taschendieb, wie es sie viele gibt in Wien und fahre zu einem kleinkriminellen Unternehmer, der sich Mephistopheles nennt. Ich jage eine Gerücht. Ich suche die Nadel im Heuhaufen. Ich habe nichts als eine handvoll Sand in meiner Hand. Irgendetwas ist faul an der Sache. Sie stinkt mehr als ein neapolitanischer Mistkübel. Doch ich gebe nicht auf. Dirty Mike gibt nie auf, denn Diryt Mike ist der Beste. Ich werde den Fall lösen und zwar noch vor Ende der Woche. Es ist dunkel. Ich fahre die Straße nach oben. Der Himmel ist wolkenverhangen. Ich parke mich ein, steige aus und betrachte das verfallene Steingebäude am anderen Ende des Parkplatzes. Über dem Eingang hängt ein Neonschriftzug, der die besten Tage hinter sich hat. Trotzdem leuchtet er immer noch die Worte Pussy Collection in die Welt hinaus. Das ist ein Hort des Gesindels. Hier treffen sie alle zusammen. Die Taschendiebe, genauso wie die Kartellbesitzer. Ich krame in meinem Mantel und finde eine Zigarre, die ich zwischen meine Lippen klemme und anzünde. Ich schließe den Maserati ab und setze mich in Bewegung. Gemächlich schlendere ich über den Schotterplatz auf den Eingang zu. Schon von weitem kann ich Musik hören. Es handelt sich um Angry Cockroaches von Tito & Tarantula. Eine Frauenstimme verkündet: „Tretet ein, tretet. Wir haben alles was das Herz begehrt. Reife Frauen mit drallen Brüsten. Junge Gespielinnen mit jugendlichen Elan. Egal ob aus Thailand,
"Warum muss ich eigentlich immer das Schlagobers von deinem Körper lecken?" "Weil du im Gegensatz zu mir keine Laktoseintoleranz hast."
Südamerika oder Osteuropa. Wir haben sie und sie wollen euch. Tretet ein, Tretet näher und genießt die Show.“ Ich glaube der Laden gefällt mir. Türsteher ist eine gutaussehende Frau mit schwarzen Haaren, roten Lippen und einem hübschen Gesicht. Ich will an ihr vorbeigehen, als sie mit ihrer flachen Hand gegen meine Brust stößt und mich zwingt stehen zu bleiben. „Irgendwelche Waffen?“ fragt sie. Ich lächle sie lüstern an und erkläre: „Nur einen Hammer in der Hose, aber sonst nichts.“ „Man hört, dass es sich damit gut nageln lässt,“ erwidert sie und lächelt mich nun lasziv an. Sie senkt ihre Hand und ich trete durch den Eingang. Ich glaube, ich könnte hier Stammgast werden. Und nicht nur, auf Grund der netten Türsteherin. Der Innenraum der Pussy Collection ist schlicht gehalten. Schlicht, aber genial. So genial, dass es schwer ist ihm mit Worten gerecht zu werden. Frauen tanzen auf Holztischen. Männer sitzen in Stühlen. Ein Barmann bedient die Gäste. Eine Band spielt. Es wird Bier und Rum in rauen Mengen getrunken. Mineralwasser steht nicht einmal auf der Getränkeliste. Ich steige die Treppen hinunter, ziehe an meiner Zigarre und genieße den Moment. Ich ergötze mich an Unmengen unbedeckter Weiblichkeit. Aber nicht bin nicht zum Vergnügen hier; zumindest nicht nur. Ich muss Mephistopheles finden, ihm klar zu machen, dass man keine Taschen stiehlt. Das einzige Problem ist, ich weiß weder wie Mephistopheles aussieht, noch wie ich ihn finde. Ich weiß nur, dass es ihn gibt und selbst das ist nicht sicher. Aber sollte mich dieser gemeine Taschendieb angelogen haben, hat er ein Problem, wenn ich gut gelaunt bin. Wenn ich nicht gut gelaunt bin, hat er ein Problem und keine Füße. Frage den Richtigen, bloß: Wer ist der Richtige? Die Erfahrung hat mich gelehrt, dass man meistens den Falschen fragt. Leider gibt es zwei Arten von Falschen. Erster Typ ist einfach nur unnütz und nicht hilfreich. Der zweite Typ neigt dazu Probleme zu machen. Zwar gilt: Niemand macht Dirty Mike Probleme. Aber trotzdem ist es ärgerlich die Kosten für die Putzerei zahlen zu müssen und der Polizei zu erklären, dass es nichts ernstes war und man dem Typen unabsichtlich ins Bein geschossen hat. Ich ziehe an meiner Zigarre und gehe zur Bar. Der Holzboden ächzt unter meinen Schritten. Ich stütze mich auf den Tresen. Der Barmann ist ein älterer Mann, mit narbenzerfurchten Gesicht. Er sieht mich an und fragt: „Was darf’s sein.“ „Einen Whisky,“ antworte ich und spüre wie sich mein Magen zu Wort meldet. Der Barmann bringt mir eine Flasche Whisky und ein Glas. Ich frage: „Gibt es was zu essen?“ „Das Beste in ganz Zell am See,“ erwidert er und zeigt auf eine Vitrine, wo drei Schweinestelzen liegen, die so aussehen als hätten sie ihre besten Tage hinter sich und würden demnächst in den Fokus diverses Museen geraten. Ich beuge mich vor und sage flüsternd: „Irgendwie habe ich meine Zweifel.“ Ich mache eine stimmungsvolle Pause, beuge mich noch weiter nach vorne, dann fahre ich fort: „Kennst du einen Mephistopheles?“ „Was? Was ist ein Mephtipolis?“ „Nicht was. Wer ist Mephistopheles?“ „Der Typ heißt Mephistopheles.“ „Ja, er heißt so, ohne Schmäh.“ „Ohne was?“ „Vergiss es. Kennst du ihn?“ „Kommt drauf an“ „Was heißt das?“ „Ich glaube ich müsste mich anstrengen, aber ich habe keine Lust.“ „Ich verstehe,“ erkläre ich, krame ihn meinem Mantel und lege eine Ein-Euro-Münze auf den Tisch. Der Barmann starrt mich irritiert an und fragt: „Willst du mich verarschen. Ich bin kein verdammter Getränkeautomat. Du musst dich schon mehr bemühen, um meine Motivation anzukurbeln.“ Ich seufze, krame nochmals in meinem Mantel und lege einen Fünf-Euro-Schein auf den Tresen. Der Barmann schüttelt den Kopf und fragt: „Bist du mit Dagobert Duck verwandt, oder weswegen bist du so geizig? Unter fünfzig Euro läuft gar nichts. Ist das klar?“ „Ich will dir mal was sagen, Freundchen. Sei froh, dass ich dir sechs Euro gezahlt habe. Im Normalfall ziehe ich meine Glock und überzeuge die Leute so, mir zu erzählen, was ich wissen will. Du hast die Wahl. Entweder du nimmst die sechs Euro oder du gehst mit nur einem Hoden durchs Leben.“ „Komm runter Mann. Ich habe dich schon verstanden. Ich kenne ihn auch nicht wirklich. Aber man erzählt sich, dass Mephistopheles immer wieder hier vorbeischaut. Das hast du aber nicht von mir. Verstanden?“ „Willst du mich verarschen. Glaubst du, dass wenn ich nicht wüsste, dass Mephistopheles etwas mit diesem Schuppen am Hut hat, wäre ich dann hier? Gib mir mein Geld zurück. Ist ja Wucher, was du für vollkommen unnütze Information verlangst“ „Fick dich, Pisser,“ erklärt der Barmann kurz angebunden. Ich werfe einen kurzen Blick auf die Whiskyflasche am Tresen und stellte mir in Gedanken vor, wie ich ihm damit eins über den Schädel ziehe. Aber irgendwie ist mir die Whiskyflasche zu wertvoll, dass ich sie in die Hand nehme, ihm zulächle und erkläre: „Schick mir dazu eine Dame zu meinem Tisch.“ Dann gehe ich weg. Der Barmann war eindeutig nicht der Richtige. Aber wenigstens hat er mir keine Probleme gemacht. Trotzdem bin ich nicht wirklich weiter gekommen, seit ich Wien verlassen habe. Ich weiß nur, dass ich Mephistopheles suche und etwas an der Sache faul ist. Ich setze mich hin und nippe an der Whiskyflasche. Der Whisky wird mir sicherlich helfen, auf neue Ideen zu kommen; Fortschritte zu machen. Ich lege die Zigarre in den Aschenbecher und lehne mich zurück, als das Licht gedämpft wird. Verwundert blicke ich mich um und regestiere, dass der Barmann seinen Platz an der Bar verlassen hat und auf die Bühne klettert. Die Band hört auf zu spielen. Die Menge im Saal verstummt und der Barmann brüllt in ein Mikrophon: „Und nun als Bonbon für eure Augen, als Kokain für eure Träume die Baroness des Lasziven, die Königin der Erotik-“ „Leck mich, hör auf zu reden“ schreit einer Stimme aus dem Publikum. Der Barmann kontert: „Fick dich, Pisser. Senket eure Blicke, kniet nieder vor Demut und lechzet zu Füßen von Era Noctis.“ Der Vorhang geht zur Seite. Die Band beginnt zu spielen. Era Noctis tritt auf die Bühne. Ihr Haupt ist von einer schmuckvollen Federkrone verziert. Rote Unterwäsche bedeckt ihren Köper. Langsam bewegt sich Era Noctis mit der Musik. Ihre Schritte verschmelzen mit dem Rhythmus. Ihre Hände streichen über ihren Körper und lösen den roten Umhang, der langsam zu Boden gleitet. Era Noctis bewegt sich nach vorne. Ihre Hüfte wackelt im Rhythmus. Ihr schwarzes Haar wippt leicht auf und ab. Sie verlässt die Bühne und steigt auf den nächsten Tisch. Ohne ein Zeichen von Unsicherheit zu zeigen, wandeln ihre wundervollen Beine über die Tische. Ihr Körper bewegt sich zur Musik. Ihre Hüften scheinen der Mittelpunkt der Welt zu sein. Era Noctis bleibt auf meinen stehen, nimmt meine Whiskyflasche und trinkt. Die goldfarbene Flüssigkeit benetzt ihre prallen Lippen, ergießt sich über das süße Kinn, bahnt sich einen Weg den glatten Hals hinab zu den Brüsten, die von Gott selbst geformt zu sein scheinen. Der Gitarist schlägt eine Saite an. Das Instrument gibt ein spannungsgeladenes Surren von sich. Voller Glück betrachte ich Era Noctis, die ihren Fuß hebt und zwischen meine Lippen schiebt. Langsam nimmt sie die Whiskyflasche und gießt den Inhalt über ihr Bein. Ihre Hüfte bewegt sich zur Musik. Ihre Bewegungen scheinen mit dem Rhythmus zu verschmelzen. Die goldfarbene Flüssigkeit fließt über ihren Fuß und tropft in meinen Mund. Plötzlich stößt mich Era Noctis sanft mit ihrem Fuß weg. Ich werde nach gegen die Stuhllehne gedrückt. Die Tänzerin führt die Flasche zu den Lippen. Whisky rinnt über ihren Körper. Sie stellt die Flasche zu Boden, nimmt die Federkrone ab und wippt ihren Kopf zur Musik. Das schwarze Haar wirbelt durch die Luft. Ihre dunkelbraunen Augen fixieren mich. Die Band hört auf zu spielen. Era Noctis hält inne und betrachtet mich lächelnd. Ich klatsche in meine Hände und schreie: „Verdammt, das nenne ich eine geile Show.“ Die Menge tobt. Männer stehen auf, jubelns und klatschen wie Kleinkinder vor einem Spielzeugladen. Ich klatsche ebenfalls in die Hände wie ein Irrer und lächle Era Noctis verträumt an. Einen Gesichtsausdruck, den ich vermutlich seit der vierten Klasse Gymnasium hatte, plötzlich spüre ich etwas hartes, kalte am Kopf. Wie aus dem Nichts fällt mir eine der Detektivegrundregeln ein: Lasse dich niemals ablenken. Sei immer wachsam. Der Druck auf meinen Kopf wird stärker . „Verdammt,“ entfleucht es mir, dann sagt eine Frauenstimme hinter mir: „Keine ruckartigen Bewegungen sonst hast du ein Loch im Kopf.“ „Das ist blöd, weil ich nämlich an meinem Kopf hänge. Am besten ich bleibe einfach sitze und Trinke meinen Whisky aus,“ erkläre ich ruhig und hebe meine Whiskyflaschen an die Lippen. Zugegeben es sah schon mal besser aus für mich, aber noch ist nicht aller Tage Abend. Ich muss einfach an meine Beretta, an meine Clocks, an meine Smith & Wesson oder an meine Machete kommen. Ein kurzer Griff in den Mantel und schon hat meine Meinung gleich viel mehr Gewicht. Mit einer Beretta in der Hand lässt es sich viel leichter argumentieren. Ich stelle die Whiskyflasche auf den Tisch. Langsam gleitet meine Hand zum Mantel. Es sind nur noch wenige Zentimeter bis zum gelben Stoff des Kleidungsstück. Als ich einen Schlag auf den Hinterkopf verspüre und die Frauenstimme erklärt: „Solltest du auf die dämliche Idee kommen in deinen Mantel greifen zu wollen, kannst du dein Hirn vom Boden aufsammeln. Ist das klar?“ „Ja, es ist klar.“ „Und nun die Hände auf den Tisch.“ „Geht nicht, ich habe keine Hände,“ antworte ich etwas entnervt und frage mich, wie lange diese Farce noch lange dauert. Ich hasse es nämlich zu warten. Entweder man schenkt mir sofort reinen Wein ein, oder lässt es bleiben. Ich spüren wie etwas meine Hand packt. Die Tischkante nähert sich rasant. Plötzlich schmerzt meine Nase. Ich schreie: „Scheiße, dass tut weh.“ Blut tropft aus meiner Nase. So etwas nehme ich persönlich. Niemand schlägt ungestraft Dirty Mike. Denn wer Dirty Mike schlägt, schlägt die Gerechtigkeit. Wieder meldet sich die Frauenstimme zu Wort: „Machst du noch einmal Mucken, hast du eine Kugel im Bein. Ist das Klar?“ „Ja, trotzdem war es nicht notwendig meine Nase zu zertrümmern.“ „Jetzt heul nicht rum wie ein Kleinkind. Das ist nur ein Kratzer. Zieh deinen Mantel aus und folge mir.“ Ich mache, wie befohlen und hänge meinen Mantel über meinen Sessel. Langsam stehe ich auf. Die Frau lotst mich zu einer Seitentür, die ich offnen muss. In meinem Rücken spüre ich die Schusswaffe. Ich gehen durch einige Gänge, danach eine Treppe hinab und finde mich nach einigen Minuten in einem Duschraum und Duschräume heißen nichts gutes. Es ist ein leichtes die Fliesen vom Blut zu reinigen. Es bleiben keine Spuren am Tatort. Im Duschraum gibt es keinen kleinen Spalt oder keine unübersichtliche Ecke, in der der eine oder andere Beweis überleben konnte. Wenn man diesen Raum betritt und wieder verlässt, kann niemand beweisen, dass man ihn betreten hat. Nicht einmal Gott kann es. Und wenn man in einem Duschraum erschossen wird, kann dies niemand beweisen. Es ist das perfekte Verbrechen. Doch ich bin nicht alle in der Dusche. Eine Frau mittleren Alters mit braunen Augen und kaut auf eine Zigarre herum. Die ganze Sache wird immer skurriler. Aber es passt zum Fall. Der stank schon von Anfang an wie ein Fisch von Verleihnix. Und nun werde ich in einer Dusche erschossen. Plötzlich spricht mich die Frau mit den braunen Augen an: „Wer sind Sie?“ Angesichts der Tatsache, dass ich immer noch den Lauf einer Waffe in meinem Rücken spüre, antworte ich
Mephistopheles:Bin ein Teil von jener Kraft die stets das Böse will und stets das Gute schafft.
ehrlich: „Ich bin Dirty Mike.“ „Und warum wollten Sie mit mir reden, Dirty Mike?“ Meine Kinnlade klappt nach unten und ich frage verdattert: „Sind Sie Mephistopheles?“ Die Frau mit den braunen Haaren nickt und ich verstehe die Welt nicht mehr. Ich dachte Mephistopheles sei ein Mann und keine attraktive Frau, die auf einer Zigarre herumkaut und dadurch gewisse Bilder in meinem Kopf hervorruft. In Ermangelung einer besseren Idee sage ich, was mir durch den Kopf geht: „Ich dachte, Sie wären ein Mann. Ich habe einen Typen in Wien befragt und der sagte mir, dass Mephistos ein Kerl sei.“ „Mein Name ist Mephistopheles. Bin ein Teil von jener Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft. Wissen Sie, ich kaufe nicht nur gestohlene Tasche. Ich betreibe diesen Nachtclub und habe noch einige weitere Geschäfte am Laufen. Vermutlich hat der Taschendieb an einen meiner Angestellten verkauft. Als Sie nach mir gefragt haben, hat mich der Barmann informiert. Deswegen sind Sie hier. Bitte entschuldigen Sie die Unannehmlichkeiten.“ Ich bin einfach nur sprachlos. Gestern gegen Mittag nahm ich einen Auftrag an, der so leicht und harmlos erschien, dass ich mich verarscht gefühlt habe. Aber ich habe schon damals vermutet, dass etwas faul ist, dass die Sache bis zum Himmel stinkt. Und nun stehe ich in einem Duschraum und spreche mit einer Dame, die anscheinend die Fäden der Zeller Unwelt in der Hand hält. Was gestern nur eine Vermutung war, ist heute Gewissheit. Etwas stimmt mit der verdammten Tasche nicht. Was als langweiliger Scheiß begonnen hat, entwickelt sich immer mehr zu gefährlichem, surrealem Scheiß. Aber immerhin bleibt mir die Gewissheit, dass es kein verdammter Traum ist. Wäre es ein Traum würde ich nicht in einer Dusche mit Mephistopheles, sondern in meinem Wohnzimmer mit Penélope Cruz oder Salma Hayek reden. „Du hast Glück, dass ich jetzt eine Wandlung durchmache, sonst hätte ich dir längst das Hirn aus dem Schädel geblasen,“ erklärt die Frauenstimme hinter mir und ich spüre den Lauf der Handfeuerwaffe in meinem Rücken. Es ist nicht so, dass mir mein Leben egal wäre, aber irgendwann komme ich zu dem Punkt, an dem ich mir nicht mehr alles gefallen lasse und dieser Punkt wurde jetzt erreicht. Dirty Mike lässt sich nicht verarschen. Lieber tot als ohne Rückrat. Ich erwidere: „Hat man etwa das Testosteron bei dir abgesetzt, oder weswegen dieser Wandel?“ „Meine Therapeutin hat gesagt, dass ich durch meine Gewalt versuche eine innere Leere aufzufüllen und irgendwie kommt mir diese ganze Gewalt sinnlos vor. Früher hätte ich dir einfach in die Eier getreten und dich an deinen Haaren hinuntergeschliffen. Aber ich habe mich verändert. Es gibt da eine Bibelstelle, die ich früher gern zitiert habe. 5. Buch Mose Kapitel 32 Vers 35: Die Rache ist mein; ich will vergelten. Zu seiner Zeit soll ihr Fuß gleiten; denn die Zeit ihres Unglücks ist nahe, und was über sie kommen soll, eilt herzu. Früher habe diese Bibelstelle einfach nur zitiert. Aber jetzt habe ich erkannt, dass nicht ich, sondern der Herr richtet.“ „Du hast ein Problem. Du drehst gewaltig am Rad. Ich war auch einmal bei diesen Psychoquacksalbern und die wollten mir verklickern, dass ich ein zu großes Gewaltpotenzial hätte. Da habe ich das einzig vernünftige gemacht und damit aufgehört. Man kriegt das Kotzen, wenn man von deiner kitschigen und kindlichen Erweckungsgeschichte hört. Was willst du jetzt machen? Willst du die Leute mit Gottes mach gefügig machen? Willst du die Leute tot reden? Willst du, dass ich rede?“ „Nein, ich will, dass du schreist. Niemand spottet über den Herrn,“ erklärt die Frauenstimme. Ich spüre einen Stoß von hinten. Ich falle nach vorne, lande mit meinen Knien auf den Fließen. Ich habe wohl die wichtigste Regel ihm Umgang mit fanatischen Verrückten vergessen. Sie sind verrückt und daher unberechenbar. Plötzlich schaltet sich Mephistopheles ein: „Seid ihr dann endlich fertig? Umbringen könnt ihr euch noch nachher.“ Nach einer kurzen Pause fügt sie hinzu: „Anna, bring bitte etwas Rum für mich und Dirty Mike und nimm bitte auch ein Feuerzeug mit.“ Ich höre Schritte. Als ich mich umdrehe, hat die Wahnsinnige den Raum schon verlassen. Scheiße, ich glaube ich sollte wenige trinken. Ich richte mich wieder ganz auf und lehne mich gegen die Wand des Duschraums. Mephistopheles sagt: „Bitte entschuldigen Sie die Unannehmlichkeit. Aber Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste. Warum wollen Sie eigentlich mit mir reden?“ „Warum sollte ich es Ihnen sagen.“ „Weil Sie keine andere Wahl haben. Lassen Sie sich nicht von meiner Höflichkeit irritieren. Es würde mir nicht einmal ein schlechtes Gewissen bereiten, Sie umbringen und entsorgen zu lassen. Sie wissen, welche Folgen es hat in einer Dusche umgebracht zu werden. Keine für den Mördern. Sie leben nur, weil ich im Gegensatz zu den Meisten in diesem Geschäft keinen nervösen Finger habe, im metaphorischen Sinne. Sie haben also die Wahl. Entweder sagen Sie mir, weshalb Sie hier sind und wir beide können einen Vorteil daraus ziehen oder sie werden bei den Fischen im Zeller See schlafen. Wenn ein Detektive in die Pussy Collection kommt, muss er damit rechnen.“ „Ich bin kein Detektiv.“ „Die Zeiten, in denen ein langer beiger Trenchcoat, ein brauner Hut und eine dünne schwarze Krawatte unauffällig waren, sind schon lange vorbei. Weshalb sind Sie hier? Ich rate Ihnen zu antworten. Meine Geduld ist nicht unerschöpflich.“ Einige Augen betrachte ich Mephistopheles und bin mir sicher, dass mir diese braunen Augen ohne mit der Wimper zu zucken beim Sterben zuschauen. Deshalb antworte ich: „Ich suche eine Tasche. Gestern kam eine Klientin mit dem Wunsch ihre gestohlene Tasche wieder zu finden und der Taschendieb sagte, dass er die Taschen an Sie verkaufen würde.“ „Deshalb sind Sie hier. Sie suchen eine Tasche. Wie sieht die Tasche aus? Vielleicht können wir ja etwas arrangieren.“

Es liegt Blei in der Luft

Fraumitmantel.jpg

Kratzer im Lack

Mein alter Maserati

Dirty Mike schlägt zurück

Auftrag ausgeführt

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