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Diverses:Gruppenarbeit

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Ich weiß nicht, welcher Traum von Pädagoge auf die Idee gekommen ist, dass es eine gute Sache wäre wenn Schüler sich „gegenseitig ergänzen“. Aber dass bei 0 + 0 immer noch 0 raus kommt hätte selbst er sich denken können.

Ein interessanter Fakt hingegen ist, dass sich während dieser Gruppenarbeit immer wieder mannigfaltiges Stereotypen-Spektakulum herausbilden.

Thorsten: Wenn man seine Gesichtsausdrücke mit dem Namen eines geschichtlichen Ereignisses beschreiben müsste, dann wäre es der eiserne Vorhang

Zum einen wäre da Thorsten. Thorsten wäre, wenn er nicht schon Attestpflicht hätte, gar nicht in der Schule. Niemand weiß genau, das wievielte Jahr Thorsten wiederholt. Eigentlich weiß auch niemand, wer Thorsten ist. Fakt ist aber, dass er der Einzige in der Klasse mit Vollbart ist. Thorstens Unterlagen befinden sich in einem Collegeblock, welcher augenscheinlich noch den Tod von Karl dem Großen miterlebt hat und seine Gedanken verlaufen wie in einem Kreisverkehr ohne Ausfahrt. Es wird gemunkelt, dass dies daher kommt, dass seine Elterngenerationen im Kreis Verkehr hatten. Falls Thorsten was zu essen dabei hat, ist es meistens Mett. Thorsten hasst Mett, aber er spült es mit den Energydrinks runter, die er anstelle seiner Bücher dabei hat. Niemand weiß, wie Thorsten ohne seine Energydrinks wäre, aber alle wissen, dass sie es nie erfahren möchten. Meistens sitzt Thorsten aufgrund der Mettorgien während den Pausen an seinem Platz weiträumig alleine. Wenn Sport und Religion ernstzunehmende Fächer wären, wäre Thorsten der Leistungsträger der Schule. Bei der Anzahl an Zigaretten die Thorsten pro Tag vernichtet, würde sich selbst Helmut Schmidt im Grab umdrehen.

Sabine: Die lebende filter bubble
Schneider: Ist nicht aus dem Schneider

Dann ist da Sabine. Sabine glaubt immer noch, dass „Hochpunkte“ eine Sendung bei RTL 2 ist, dass „Tangentensteigung“ etwas mit dem männlichen Geschlechtsteil zu tun hat und dass „Ü“ ein Emoticon ist. Sabines größter Besitz ist ihr Instagramaccount, welchen sie regelmäßig mit neuen Gruppenfotos aus der letzten Reihe aktualisiert. Sie lebt in den Hashtag rein und surft auf dem Mainstream. Mit dem Duftflüssigkeitsvolumen, mit dem Sabine sich tagsüber bedeckt, könnte man das gesamte Saarland nach Vanille riechen lassen. Durchaus eine Vorstellung, die ihren Reiz hat. Neben ihrem Instagramaccount hat Sabine eine Fanpage bei Facebook, ist bei Twitter, Google+ und MySpace. Kleiner Scherz. Nicht einmal Sabine würde MySpace benutzen. Sabines Freundschaften halten in etwa so lange wie ihre Geduld.

Als Drittes ist da Peter. Peter hat zwar die Eloquenz und Sympathie einer Esskastanie sowieso das Charisma eines Schützenpanzers, weiß aber mehr als der durchschnittliche Thorsten und ist sehr auf seinen Notendurchschnitt bedacht. Er trinkt ausschließlich Quellwasser aus den nördlichen Pyrenäen und ist der Einzige, der Pyrenäen schreiben kann. Die einzigen Momente in denen er mit anderen Leuten interagiert kommen entweder dadurch zustande, dass er seinen Notendurchschnitt gefährdet sieht oder dass der alljährliche Familienausflug in ein Mecklenburg-Vorpommernisches Bauernhaus, von wo aus Thorstens Eltern regelmäßig versuchen, ihn an der polnischen Grenze zu „vergessen“, ansteht. Die waghalsigste Aktion seines Lebens war, als er versucht hatte das Mett unter Thorstens Stuhl symmetrisch anzuordnen.

Und dann ist da noch Felix. Felix hat ein Auslandsjahr in Amerika gemacht. Oder war es Australien? Sabine und allen anderen Konkur....Mitschülerinnen aus der Klasse ist das jedenfalls egal. Das Spiel heißt Game of Thrones, es geht um Leben und Tod, und Felix ist der Thron. Felix trägt selbst im tiefsten mitteldeutschen Winter Cappie, Sonnenbrille und kurze Hosen, was sich selbst in einer spontanen Eiszeit nicht ändern würde. Sein Sozialverhalten lässt sich mit einem Schaufelradbagger vergleichen. Er baggert seine Mitschülerinnen an, und schaufelt anderer Leuts Gräber. Felixs Hobbys sind Sport, Musik und Freunde treffen. „Snitches get Stitches, Felix gets Bitches“ ist sein heimliches Motto. Er hat erstaunlich gute Noten bei jungen Lehrerinnen, die auf mysteriöse Weise immer gleichzeitig mit ihm fehlen. Felix will irgendwann mal irgendwas mit Medien machen.

Achja, und dann ist da natürlich noch der Lehrer. Herr Schneider ist gerade mit der Lehrerausbildung fertig geworden, und ist auf dem Mittelpunkt zwischen anfänglicher Hochmotivation und Hass auf die eigene Berufswahl. Neben pädagogisch wertvollen Konzepten wie dem problemorientierten Arbeiten ist die Lieblingswaffe eines jeden jungen Lehrers die Gruppenarbeit. Junge Lehrer gruppieren sich meistens nicht mit dem Rest der Lehrer um die Kaffeemaschine, welche die Lebensader der Schule ist, sondern bereiten ihren Unterricht vor und basteln illustre Spielchen für klein und groß um Inhalte zu vermitteln. Herr Schneider trägt stets Kakihosen in diversen Naturtönen, Karohemden und an seinen ganz wilden Tagen sogar eine Krawatte. Das Alter seiner Aktentasche führt ein erbittertes Duell mit der Lebenszeit von Thorstens Collegeblock. Seine Schüler hat er alle auf seinem brandneuen IPhone 6 gespeichert, welches er von seinen Eltern mit dem Satz „wenn du deine Schüler schon nicht mit Kompetenz überzeugen kannst“ zu Weihnachten bekommen hat.

Die Erdkundestunde fängt an, und er Herr Schneider kommt in den Raum. „Soooo, heute“, sagte er während er eine Unheil verkündende Handbewegung macht, „habe ich mir mal was ganz tolles für euch ausgedacht“. „Nee, bitte nicht schon wieder VHS-Kassetten aus der Materialsammlung schauen!“, ertönt es aus der letzten Reihe. „Nein, viel besser. Wir machen heute Gruppenarbeit!“. Eine Welle aus kaskadierendem Entsetzen packt den gesamten Kurs, punktuell setzt Schnappatmung ein, an diversen Schülern müssen spontan vom Sitznachbarn lebenserhaltende Maßnahmen angewandt werden. „Ich gehe mit Felix in eine Gruppe!“. „Ich auch!“. „Ey, ne, ich will nicht mit den ganzen Spastis in eine Gruppe, ey!“ kommt von Sabine. Immer mehr Stimmen werden laut. Herr Schneider holt ein Megafon aus seiner Tasche. „Sie haben ein Megafon dab“...“WENN IHR MIR BITTE ZUHÖREN WÜRDET“. Der einen Raum weiter unten praktizierende Physik-LK verschanzt sich in Erwartung eines Erdbebens, nachdem ihr Seismograph voll ausgeschlagen hat, unter den Tischen. „Gut. Ich habe mir, um die Gruppen einzuteilen, ein kleines Spiel ausgedacht. Jeder von euch bekommt jetzt ein Kärtchen, in dem eine Behörde oder Institution steht. Ihr gebt mir dann einen Zettel mit einer Zahl von 1 bis 10 ab, je nachdem wie uncool ihr das findet, was auf eurer Karte genannt wird. Die gebt ihr mir dann ab, und ich teile dann danach die Gruppen ein.“. „Aber das ist doch total ineffizient!“. „Bin ich der Lehrer, oder bist du es?“. Da niemand ein Wiedersehen mit dem Megafon will verstummt jede Kritik. Er fängt an die Karten auszuteilen. Felix schaut auf seine Karte: „Bundesmonopolverwaltung für Branntwein?“. „Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien?“ ruft Thomas aus. „Geil, ich habe das BKA!“, kommt es aus einer anderen Reihe. „So, eure Zeit ist um. Gebt mir bitte eure Zettel!“ sagt Herr Schneider nach ein paar Sekunden, und fängt an die, bis zur Unkenntlichkeit zerknüllten Zettel entgegenzunehmen. „Wisst ihr, ihr müsst nicht jedes Mal aufs Neue nachprüfen, ob man Papier wirklich nur 7 Mal falten kann“, sagt er, während er die Zettel auseinanderfaltet und betrachtet. „Okay, ich habe die Gruppen“. Ein paar Sekunden später sitzen sich Thomas, Felix, und Peter mit verdrießlichen Gesichtern gegenüber, während Sabine schmetterlingsförmig um Felix kreist, während er „bitte erschießt mich“ murmelt.

„Okay, ich teile jetzt die Themen aus“ ruft Herr Schneider in ungewohnter Hochstimmung.

„Die Beziehung zwischen Nord- und Südkorea? Ich dachte Korea wäre diese längliche Insel?“. „Sabine, das ist Japan“. „Oh“. „Gut, ich würde sagen, wir teilen erst einmal die Aufgaben ein.“, schlägt Peter vor. „Ich suche die Farbe vom Plakat aus, okay?“. Resigniert beobachtet Peter, wie Sabine anfängt die verschiedenfarbigen leeren Pappen zu fotografieren um ihre Instagramfollower zu fragen, welche sie nehmen soll. „Gut...Okay, dann verteilen wir die Aufgaben halt unter uns drei. Thomas, du kannst dir ja dir ja die sozialgeographischen Faktoren im Raum Korea ansehen und daraus die Schlussfolgerungen für die politische Kernsituation aufbauen, wäre das was?“. „Mhm?“. „Boah, Thomas, nimm den Kopfhörer ab!“. „Ach komm, lass ihn doch Musik hören.“ sagt Felix, wodurch er ein zustimmendes Nicken von Thomas erntet, der erneut seine Kopfhörer aufsetzt und damit beginnt Mandalas auszumalen. „Gut, und wie stellst du dir das jetzt vor?“. „Naja, ich dachte du beschäftigst dich ein bisschen mit dem Thema, während ich...bete. Du musst wissen, ich bin sehr streng gläubig, und ich habe meine heutige Gebetsquote noch nicht erreicht.“. „Du warst nicht mehr im Religionsunterricht, seitdem du vor der Klasse eine Bibel verbrannt hast“. „Woher sollte ich den wissen, dass Thomas seine Kippen da reingelegt hat?“. In diesem Moment kommt Sabine zurück. „Feeelix, ich habe eine Faaaarbe gefu...“. Plötzlich öffnet sich die Tür und ein dünner blasser Junge kommt herein gestolpert. „Ähhhhhhh“. „Ja?“ antwortet Herr Schneider. „Ich bin vom Deutsch-LK und..“. Ein paar Leute beginnen in lautes Lachen zu verfallen. „Hey, nur weil er Deutsch-LK gewählt hat, heißt das nicht, dass er vielleicht doch Qualitäten hat!“, versucht Herr Schneider zu intervenieren. „O...Okay. Jedenfalls, haben wir ein Theaterstück zu Faust vorbereitet, einem Buch, das ich überhaupt nicht le...“ - er wirft einen Blick zurück, wo offenbar seine Lehrerin mit einer Buchtitelgleichen Drohgebärde wartet - „das wirklich toll und mitreißend ist. Ihr...Ihr könnt ja vorbeikommen, wenn jemand will.“ sagt er und wirft hastig die Tür zu. Hinter der Tür hört man, wie er schnell zurück zum Rest seines Grammatikfetischistenclubs rennt. Felix wirft einen gequälten Seitenblick zu Sabine. Schließlich sagt Felix: „Ich...Ich lieeebe Faust. Kann ich mir die Aufführung ansehen Herr Schneider?“. „Klar...klar.“ antwortet Herr Schneider irritiert. „Aber nicht, dass dadurch eure Gruppenarbeit zu kurz kommt.“. „Nene, Peter hat gesagt er packt das.“ sagt er und geht mit einem grinsenden Schulterzucken in Richtung Peter aus der Tür raus.

Gerade als Peter seinen Kopf wieder in Richtung seiner „Gruppe“ richten will, ergießt sich eine klebrige grünliche Flüssigkeit über seine Kleidung. „Th...Thomas?!“. „Mhm? MOMENT IST DAS ETWA...“. Peters Blick wandert zu Sabine. „Oh, ich dachte die funktionieren wie Tic-Tacs“, antwortete Sabine mit einem entschuldigenden Lächeln während sie einen umgedrehten offenen Energy-Drink von Thomas in der Hand hält. Thomas, der sonst eigentlich nicht mal den Anschein von Emotion zeigt fängt an hastig in seiner Tasche zu kramen, während sich Herr Schneider, sich der Ereignisse die noch kommen werden, aufgrund von vorangegangenen Vorfällen mit Thomas bewusst ist, mit einer Maske des Entsetzens in Zeitlupe umdreht. Er schafft es gerade noch ein „Thomas, denk an deine letzte Zeugnisbemerkung“ rauszubekommen, dann wird er von einem riesigen Mettklumpen an die Wand getackert. Als Felix, durch die Tortur in der Literaturhölle völlig geplättet an der Tür des Klassenraums ankommt hört er dumpfe Rufe. Kurz bevor er den Türgriff berührt öffnet sich die Tür und ein Mitschüler in einem miserablen Zustand der entfernt an Peter erinnert kommt heraus gestolpert und schafft es gerade noch ein „lauf, wenn dir dein Leben lieb ist“ raus zu bringen, dann ist er schon um die Ecke gerannt. Im Raum selber bietet sich ihm eine skurrile Szenerie. Der gesamte Raum ist mit Mett malträtiert, wer es geschafft hat ist unter einen Tisch geflüchtet. An Felix schieben sich zwei Unterstufenschüler mit Schutzwesten und Handschellen vorbei, die die weiße Aufschrift „Streitschlichter“ auf ihren Pullovern tragen. Sie ducken sich unter einem Mettklumpen durch und rufen Thomas „hör auf, oder wir müssen dich deeskalieren!“ zu. Einer der Streitschlichter wird von den Füßen gerissen, der andere fängt an Thomas die Schulordnung vorzulesen. Er weicht mehreren Mettattacken aus, bevor er zum Gegenangriff übergeht. „Es bringt doch nichts. Was soll denn diese Aggression? Wäre es nicht besser, wenn wir einfach alle in Frieden miteinander leben würden? Ich kaufe dir einen neuen Energy Drink! Überleg doch mal! Während wir hier streiten könnten Menschenleben gerettet werden. Wir könnten Bedeutendes tun! Selbst wenn du statt dem Psychologie-Frühstudium halt...doch nur Streitschlichter wirst“. Sein Blick wird glasig, während er in unerfüllten Träumen schwelgt. Thomas hält kurz inne, dann erliegt auch der zweite Streitschlichter mit einem erschrockenen Keuchen dem Mett. Nun liegt es an Felix. Er fängt an zu sprinten. Er läuft. Und läuft. Die Zeit um ihn verläuft wie Nutella. Er springt auf Thomas zu. Verfehlt in knapp. Fällt. Landet knapp hinter Herr Schneider, der nur noch ein leises „Hnghh“ von sich gibt. Der Vorhang schließt sich. Herr Müller, der Schulleiter tritt auf die Bühne. „Meine Damen und Herren, das war der Kunst-LK mit ihrem...kontroversen...Stück „Meet Mett – Maskuline Mortalität oder manifestierte Magenschmerzen? Ich hoffe es hat ihnen allen gefallen.“. Sporadisch wird geklatscht, die meisten Leute verlassen kopfschüttelnd den Raum. „Ihr habt doch keine Ahnung von Kunst!“, ruft Thomas, und wirft den Gehenden noch Mett hinterher. Seit diesem Tag schwarzen Tag in der Schulgeschichte gibt es keinen Kunst-LK mehr.


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